Spätestens seit 2020 ist jeder im Unternehmen Kommunikator

Spätestens seit 2020 ist jeder im Unternehmen Kommunikator

 

Die Covid-19 Krise schickte in Deutschland 2020 in einer bisher nicht gekannten Dimension Unternehmensmitarbeiter nach Hause. Ob in Kurzarbeit oder beim Homeoffice, Social Media ist – ohne große Überraschung – das meist gewählteste Medium, um den Kontakt von daheim zur Aussenwelt & den Kollegen zu halten. Dabei wird schnell auch „ungewollt“ im Namen des Arbeitgebers kommuniziert.

So schwer hatte er der FC Bayern zu Zeiten des „FC Hollywood“ in den 90ger es als Fussballverein, seinen Spielern gegenüber der Öffentlichkeit einen Maulkorb zu verleihen. „Was in der Kabine besprochen wird, bleibt in der Kabine“. Vergeblich versuchte der Club, Presseskandale durch zu viele „freie“ Äußerungen seitens der Spieler zu verhindern. Das erinnert an die Situation heute, vor der Unternehmen aktuell stehen, wenn es darum geht, die öffentlichen Kommunikationsaktivitäten Ihrer Mitarbeiter während der zu Arbeitszeiten zu regulieren.

Plötzlich ist Social Media nicht mehr privat

Spätestens seit März 2020, als sich immer mehr Unternehmensmitarbeiter zu Hause einfanden – ob in Kurzarbeit oder im Homeoffice – erfreuten sich Social Media Plattformen selten erreichter Nutzungszahlen während der Arbeitszeit, zunehmend auch in Deutschland. Regulierungen zu privaten Internutzung sind in Zeit von Homeoffice schwer durchzusetzen. Aber sind wir ehrlich – letztlich wird der Trend nur bestärkt, dass jeder Unternehmer sowieso im Rahmen des „New Works§ immer mehr Freiheit, auch in der öffentlichen Kommunikation während der Arbeitszeit erhält.

Man kann als Unternehmensverantwortlicher natürlich sagen – klar, das meiste davon, was in Social Media passiert, ist sowieso privat, solange meine Mitarbeiter ihre Arbeit im gewünschten Zeitumfang machen, kann mir das egal ein, aber so einfach ist dem nicht.

Die IT-Branche hats vorgemacht

 

Was in der IT-Branche schon lange Gang & Gebe ist, dass nämlich Mitarbeiter im Namen Ihres Unternehmen bei Social Media (vor allem bei LinkedIn & Xing) unterwegs sind, um sich als Experte zu positionieren (auch mit dem Blick auf die eigenen Karriere) – oder Geschäft für das Unternehmen in Gang zu setzen (via „Social Selling„), zeichnet sich inzwischen auch als Trend in weiteren, weniger digitalen Branchen ab.

Immer mehr Mitarbeiter entdecken LinkedIn & Ding als Chance – als Chance für die eigene Karriere. Immer besseren Fall auch aus Sicht des Arbeitgebers vielleicht auch als Medium, um Geschäft in Gang zu setzen oder zumindest interessante Kontakte für das Unternehmensnetzwerk aufzubauen. Plötzlich ist Social Media nicht mehr privat – die Kollegen legen auch im Namen des eigenen Unternehmens los. Sie teilen Content, manchmal auch ungewollt den der Wettbewerber, sie sprechen öffentlich & digital über Themen, die vom Arbeitgeber vielleicht nicht mehr als strategisch gesehen werden oder vertreten Meinungen, die möglicherweise diametral gegenüber der des Unternehmens stehen. Bei jeweils rund 15 Millionen Nutzern auf Xing & LinkedIn alleine im DACH-Raum findet hier eine enorme Öffentlichkeit statt.

Will man dies verhindern? Muss man dies verhindern? Kann man es überhaupt verhindern als Arbeitgeber? Sicher nicht. Aber man kann es lenken, schulen, Themen vorgeben (etwa über interne Social Billboards) oder sogar Anreize schaffen, diese Aktivitäten in für das Unternehmen sinnvolle Bahnen zu lenken – und zugleich dabei den Mitarbeiter als private Person ernst nehmen – auf seine Bedenken eingehen. Es gibt mittlerweile praktikable Methoden, dem zu begegnen, und den Kommunikationsbedarf eines jeden einzelnen Mitarbeiters individuell zu leiten – man denke z.B. auch an eine Definition von Rollen, ermittelt anhand des SCARF-Modells.

Denn eines kann man nicht mehr – es als Unternehmensleitung einfach ignorieren, dass jeder Mitarbeiter inzwischen öffentlicher Kommunikator ist.